Komoren – Geheimtipp „Mondinseln“ mit einem Vulkantrekking

Als touristisches Ziel nahezu unbekannt konnten wir im Oktober 2019 den amtlich als Union der Komoren bezeichneten, im indischen Ozean zwischen Mosambik in Ostafrika und Madagaskar gelegenen, Inselstaat einen Besuch abstatten. Dieser umfasst mit Grande Comore, Anjouan und Mohéli drei der vier Hauptinseln des Komorenarchipels, während das vierte Eiland Mayotte ein französisches Übersee-Département ist. Die wechselvolle Geschichte des kleinen Landes war vormals geprägt von der Dominanz arabischer Sultanate, später hauptsächlich von der französischen Kolonialherrschaft sowie seit der einseitig erklärten Unabhängigkeit 1975 von zahlreichen bewaffneten Putschen und Abspaltungsbestrebungen.

Erwartbar lassen sich die Komoren aus Europa mit dem Flugzeug nur über internationale Drehkreuze beispielsweise täglich mit Ethiopian Airlines über Addis Abeba, in der Woche fünfmal via Nairobi mit Kenya Airways, an drei Tagen wöchentlich über Daressalam mit Precision Air oder aber mit bis zu sechs Verbindungen pro Woche mit EWA Air von Dzaoudzi auf Mayotte erreichen. Wir inkludierten die Anreise problemlos in einen Gabelflug mit Afrikas führender Airline und landeten am frühen Nachmittag auf dem Prince Said Ibrahim International Airport (HAH – Hahaya) in Moroni. Hier benötigten wir fast drei (!) Stunden für die Erledigung der unheimlich komplizierten Einreise-Modalitäten mit Erlangung eines Visa on arrival für jeweils 30,00 €, welches wir dann tatsächlich aufgrund der nicht funktionierenden Technik erst einen Tag später erhielten. Ein Grund für die verzögerte Abfertigung war, dass man zwingend im Besitz einer Buchungsbestätigung vom Hotel bzw. vom Anschlussflug auf Papier (!) sein muss; sämtliche elektronischen Nachweise auf dem Smartphone, bezahlte Rechnungen etc. wurden einfach nicht anerkannt. Schließlich brachte uns ein gebuchter Shuttle für je 10.000,00 KMF = 20,50 € über 20 km in etwa einer halben Stunde zur Unterkunft in der Hauptstadt.

Wieder zurück am Airport gab es am nächsten Tag nach noch einmal gut einer Stunde angestrengt gespanntem Warten endlich die Visa. Dann konnte mit einem mit Fahrer (20,00 € extra) gemietetem Kia „Sportage“ dei Rundfahrt in den Inselnorden beginnen. Entlang der Küste führte uns der Weg durch kleinere Ortschaften vorbei an mal sandigen, mal von Lavagestein schwarz geprägten Stränden zum «verhexten» See Marabou, wobei unterwegs an den Rändern der Teils in einem bedauernswerten Zustand befindlichen Straßen immer wieder Schrottautos bzw. jede Menge Müll aller Art auffielen.

Am zeitigen Morgen von Tag drei ging es nach einem vorbereiteten Frühstück pünktlich fünf Uhr mit einem kleinen Taxi nach Nvouni, einem kleinen charmanten Bergdorf sowie auf 400 m Höhe Ausgangspunkt für unser zweitägiges Trekking. Während der Wanderung zum 2.361 m hohen Vulkan Karthala streifte man über 10 km vorbei an Gewürz- bzw. Kaffeeplantagen, bewaldeten Landstrichen und inseltypischer Natur. Unterwegs hätten wir auf aussergewöhnliche Orchideen und endemische Vogelarten, wie den Kuckuckswürger oder auch Stachelbürzler bzw. die blaube Taube stoßen können. Rast im Camp «Convalescence» auf 1.600 m nach vier Stunden reiner Gehzeit um 09:45 Uhr, wo später auch unser Nachtquartier war. Von dort starteten wir mit etwas frischer Energie über noch einmal fünf Kilometer / 700 Höhenmeter weiter hoch bis zum Vulkankrater. Der Karthala ist ein noch heute aktiver Vulkan; sein letzter Ausbruch datiert erst von 2016. Aufgrund der mehr als zwanzig Eruptionen bildete sich eine Caldera von nahezu acht Kilometern Durchmesser. Hier standen wir erschöpft um halb zwei nachmittags nach acht Stunden und 15 Minuten oder sechs Stunden und 20 Minuten Laufzeit. Die Aussicht von oben ist atemberaubend und bot das Ergebnis eines sehenswerten Naturschauspieles. Nach unsererseits kraftloser Entdeckung der Gegend rund um die Caldera führte der Weg in knapp 100 Minuten langsam wieder hinab zurück zum Camp (Ankunft nach insgesamt fast elf Stunden vom losgehen um 16 Uhr), wo als Abendessen Fisch und Tomatensoße mit Reis zubereitet sowie serviert wurde und wir die doch recht frische Nacht im Zelt unter freiem Sternenhimmel verbrachten.

Pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen und begleitet durch munteres Vogelgezwitscher verließen wir nach einem kleinen Frühstück am Folgetag das Camp und begaben uns in aller Ruhe auf den Rückweg in das Bergdorf Nvouni, wobei unterwegs etwas Zeit blieb, die Natur zu geniessen, Pflanzen zu studieren oder Tiere zu beobachten. Nach drei Stunden um halb elf endlich am Fuße des Vulkans angekommen, brachte uns ein Taxi zurück ins Hotel nach Moroni mit dort Rest des Tages einfach nur Relaxen.

Am Tag fünf per pedes gemütliche Erkundungstour nicht nur in der Hauptstadt, sondern mit ca.75.000 Einwohnern auch der größten Stadt der Insel Grande Comore. Vorbei an dem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Palast des Sultans, der großen Moschee bzw. dem Hafen liefen wir durch das antike arabische Viertel Medina mit seinen besonders verwinkelten sowie schmalen, überaus geschäftigen, aber auch schmutzigen Gassen mit kleinen Läden, traditionellen Handwerksbetrieben und Marktständen. Abends noch einmal ein schmackhaftes Dinner im Hotelrestaurant, bevor wir am nächsten Tag nach einem „abgespeckten“ Frühstück um Punkt 06:00 Uhr mit Fahrer wieder zum Airport für den Weiterflug mit AB Aviation erst auf die ebenfalls zu den Komoren gehörende Insel Anjouan (AJN) sowie nach kurzem Aufenthalt dort auf die als französisches Übersee-Département geltende Nachbarinselgruppe Mayotte aufbrachen.

Übernachtet haben wir im Rahmen unserer Vulkanwanderung am Tag drei auf einer Höhe von 1.600 m im Zeltcamp «Convalescence» sowie in der Hauptstadt Moroni bei insgesamt vier Nächten zweimal im Hotel „Jardin de la Paix“ mit im angegliedertem, als eines der besten vor Ort geltenden, Restaurant eingenommenen Abendessen à la carte für europäische Verhältnisse sehr moderatem Preisniveau (www.comores-jardindelapaix.com). Unbedingt empfohlen werden kann hier „Madaba Poisson“ – gegrillter Thunfisch mit fein gehackten Maniokblättern in Kokosnuss-Soße. Zahlungstechnisch konnten das im voraus gebuchte Hotel mit Frühstück, der Airport-Transfer return, das Karthala-Trekking und für einen Tag ein Kia „Sportage 4×4“ unkompliziert per Banküberweisung beglichen werden; alle weiteren Ausgaben erfolgten cash mit umgetauschten Komoren-Franc bzw. ebenfalls möglich in Euro.

Fazit:

Auch vermeintlich kleine Länder mit einer interessanten Geschichte und einer großartigen Natur haben immer wieder einen Reiz, in unsere Reiseaktivitäten eingebaut zu werden – die Komoren gehören ohne Abstriche dazu.

Einige interessante Angaben zum Land:

Offizielle Bezeichnung: Union der Komoren

Kontinent: Afrika

Staats- und Regierungsform: präsidentielle islamische Bundesrepublik  

Hauptstadt: Moroni

Größe: 2.236 km²

Einwohnerzahl: 870.000

Offizielle Landessprache: Komorisch, Arabisch und Französisch

Währung: Komoren-Franc (KMF)

Flagge und Wappen:


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