Niue – schroffe Klippen und kein richtiger Hafen

Mal ganz ehrlich, wer von euch kennt Niue und weiß auch noch wo dieses Eiland liegt? Ersteres müsst ihr selbst beantworten, aber helfen können wir bei dem zweiten Teil der Frage. Niue ist ein überwiegend aus Korallen bestehender, seit 1976 in „freier Assoziation mit Neuseeland“ verbundener, autonomer Inselstaat und liegt etwa 2.400 km bzw. dreieinhalb Flugstunden von Neuseeland in nordöstlicher Richtung entfernt jenseits der Datumsgrenze im Südpazifik.

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In seiner Geschichte wurde das Land wahrscheinlich zuerst aus der Region seit dem zehnten Jahrhundert von Polynesiern aus Samoa und im sechzehnten Jahrhundert ebenfalls aus Tonga besiedelt, bevor es der britische Seefahrer James Cook im Juni 1774 zwar formal entdeckte, ein Landgang auf die Insel in der Bucht von Avatele wegen der ihm feindlich gesinnten Bevölkerung selbst in drei Versuchen scheiterte und er diese daraufhin „Savage Island“ (Insel der Wilden) nannte. Die Christianisierung begann dann um 1846 durch samoastämmige Missionare der London Missionary Society. Interessant ist im weiteren Verlauf noch die Einverleibung der Insel am 20. Oktober 1900 als ein Teil der British Western Pacific Territories bzw. die Annexion derselben von Neuseeland als ein bis 1903 währender Teil der Cookinseln am 11. Juni 1901, 1960 die Wahl der ersten gesetzgebenden Versammlung von Niue sowie 1966 die teilweise Übertragung von Befugnissen des Hohen Kommissars an Letztere mit Einsetzung eines niueanischen Regierungschefs. Schließlich stimmte das Volk 1974 für eine neue Verfassung und entschied sich dabei gleichzeitig für eine Selbstverwaltung in Assoziation mit Neuseeland. Diesen sich am 18. Oktober 2025 zum 51. Mal jährenden Tag beging man feierlich und wir durften dabei sein.

Erreichbar ausschließlich mit einem wöchentlichen Flug mit Air New Zealand von Auckland, saisonal auch mit zwei wöchentlichen Verbindungen, landete unser Airbus A320neo auf dem Hanan International Airport (IUE) einen Tag früher als gestartet zur Mittagszeit. Ohne große Formalitäten war die Einreise easy und auch die anschließende Übernahme des bei „NIUE Rentals“ gebuchten Mietwagens „Honda Fit Hybrid“ völlig problemlos. Unweit vom Flughafen sollte man bei geplanter Selbstversorgung im Supermarkt noch zumindest die wichtigsten Lebensmittel für ein Frühstück einkaufen. Danach ging es auf der gut ausgebauten Küstenstraße mit Linksverkehr über die langgezogene Hauptstadt Alofi mit lediglich 610 Einwohnern und weiteren kleinen Ortschaften in den Nordwesten der Insel nach Namukulu, mit 2022 nur neun dort registrierten Bewohnern dem kleinsten der 14 Dörfer, zu unserer auf einem Hügel liegenden Unterkunft mit von hier einem fantastischen Blick auf den Pazifischen Ozean.

Am nächsten Tag brachen wir am Morgen motorisiert auf, um einige Höhepunkte der Insel kennenzulernen. Auf unserem Programm standen bei einer Inselumrundung entgegen dem Uhrzeigersinn stets perfekt ausgeschildert die zwei Höhlen Palaha und Avaiki mit ihren imposanten Stalaktiten bzw. Stalagmiten, jeweils ein kurzer Halt am Grabmal von Penimina bzw. der Millennium-Halle sowie der Abstieg zum Sir Roberts Wharf, wo die Waren der in der Nähe auf dem Meer vor der Küste ankernden Schiffe bei keinem vorhandenen richtigen Hafen von Niue auf kleinere Boote umgeladen durch eine Lücke im Korallenriff zum Anleger „Port of Alofi“ gebracht werden können.

Ein besonderer Genuss für uns waren dann die mit viel traditioneller Musik, Tänzen sowie Kleidung authentisch verbundenen Feierlichkeiten zum 51. Jahrestag der Verfassung bzw. Selbstverwaltung – Pule Fakamotu Commemoration oder einfach Flag Raising Day.

Danach ging’s mit immer wieder fantastischen Ausblicken auf den Pazifischen Ozean weiter durch eine weitgehend noch unberührte Natur zu den majestätischen Felsformationen des Togo Chasm, die man durch den Regenwald über einen gut gekennzeichneten Pfad erreicht.

Da an einem Sonntag keine organisierten Aktivitäten angeboten werden, blieb uns am Tag drei unseres Aufenthaltes der ganze Tag noch zur Entdeckung dieses als „Der Felsen Polynesiens“ bekannten Südsee-Juwels. Als erstes wanderten wir vormittags begleitet von hunderten von Schmetterlingen und dem Rauschen des Ozeans in ca. dreißig Minuten teilweise über sehr scharfkantiges Lavagestein zu den Talava Arches, eine durch Abstieg in einer Höhle erreichbaren, bogenförmigen, Felsformation mit toller Aussicht direkt am Meer.

Von dort zurück erfrischendes Bad bzw. Schnorcheln in dem natürlichen Pool der Matapa Chasm mit dort Aufeinandertreffen von sowohl Salz- als auch Frischwasser.

Ähnlich punkteten dann ebenso die beiden Limu Pools mit ihrem kristallklaren Wasser.

19:30 Uhr am Abend wurde in dem Dörfchen Avatele (2022: 128 Einwohner) mit Guide Daniel und seinem Sohn doch noch eine einstündige private Uga-Tour möglich gemacht, wo uns Einblicke in das Leben der Kokosnusskrabbe in ihrem natürlichen Lebensraum von ihren Anfängen im Meer bis hin zu ihrer Entwicklung zum vier Kilogramm schweren Landriesen in den Regenwäldern und einem Alter von bis zu 60 Jahren, über Generationen weiter gegebene traditionelle Methoden zum Auffinden sowie Fangen von Uga bzw. die wichtige kulturelle Bedeutung eines der berühmtesten Landlebewesen Niues nicht zuletzt als eine einheimische Delikatesse mit wegen Dezimierung der Art zum Schutz der Population seit 2015 Verbot ihres Exportes gegeben wurden (jeweils 100,00 NZD).

Vor unserem Rückflug nach Neuseeland am Tag darauf gelang es uns trotz eigentlich an einem Feiertag geschlossener Polizeistation Dank der Hilfe des Polizeichefs persönlich eine bei Reisenden beliebte Niue Driver‘s Licence für pro Person 22,50 NZD zu erhalten und damit auch unserer Pflicht einer Ausstellung einer solchen beim Fahren im Land mit einem Mietauto nachzukommen.

Unsere Unterkunft vor Ort war ein komplett zur Eigenversorgung ausgestatteter Bungalow mit einem Schlafzimmer der nur fünf Einheiten umfassenden, nicht nur weitläufigen, sondern eingebettet in einen tropischen Garten ebenso sehr gepflegten, Anlage der „Namukulu Cottages“ mit einem fantastischen Ausblick auf das Meer und einem Pool zur Erfrischung (www.namukulu-cottages.nu). Alternativ bietet sich neben weiteren privaten Anbietern das einzige Hotel mit internationalen Standard und bei Reisenden beliebte, zum Zeitpunkt unseres Besuches komplett ausgebuchte, „Scenic Matavai Resort“ der neuseeländischen Scenic-Kette mit gleich nebenan der PADI Tauchbasis „Niue Blue“ (www.niueblue.com) an.

Als Lokalitäten für unsere Abendessen wählten wir am ersten Abend nicht ganz uneigennützig zur Erlangung von Insider-Informationen das Restaurant „Dolphin“ im „Scenic Matavai Resort“ mit lokalen sowie internationalen Spezialitäten, am Tag zwei das Restaurant „Vanilla Café“ sowie sozusagen zum „Abschiedsdinner“ am letzten Aufenthaltstag das Restaurant „Kai Ika“ (www.kaiika.com) mit japanischer Seafood-Sushi-Küche und lokalem Craft Bier. Mit diesen drei sehr gut geführten Lokalitäten mit einer bezüglich der dargebotenen Speisen absolut ehrlich zubereiteten Küche macht man garantiert keinen Fehler.

Zahlungstechnisch wurde inselweit insbesondere bei Dienstleistungen die Barzahlung mit Neuseeland-Dollar zumeist präferiert; jedoch war es erstaunlicherweise oft möglich, die gängigen Kreditkarten von Mastercard und Visa, seltener sogar Amex, zur Begleichung der Rechnung mit einem automatischen Aufschlag von meist 1,5 bis 4,0 Prozent einzusetzen.

Fazit:

Für viele Globetrotter stellt eine Reise in die polynesische Inselwelt und speziell auch nach Niue aufgrund der Abgeschiedenheit von als Ausgangspunkt überhaupt in Frage kommenden Destinationen – ausnahmslos Auckland in New Zealand – vor allem eine logistische Herausforderung dar. Einmal hier, wird man dann aber mit einmaligen Erlebnissen der besonderen Art mehr als entschädigt und muss diese mit lediglich Wenigen teilen.

Einige interessante Angaben zum Land:

Offizielle Bezeichnung: Niue

Kontinent: Ozeanien

Staats- und Regierungsform: parlamentarisches Regierungssystem

Hauptstadt: Alofi

Größe: 261,5 km² (im Vergleich Deutschland 357.022 km²)

Einwohnerzahl: 1.681

Offizielle Landessprache: Niueanisch und Englisch

Währung: Neuseeland-Dollar (NZD)

Flagge und Wappen:


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