Tansania – Auf dem Gipfel des Kilimanjaro

Einmal zumindest einen der Seven Summits, den jeweils höchsten Bergen der sieben Kontinente zu erreichen, war für uns Globetrotter schon ein sehr lange gehegter Wunsch. Ohne wirkliche Klettererfahrung reduzierte sich die Auswahl schnell auf den höchsten Berg Afrikas, den 5.895 Meter (19.341 Fuß) über dem Meeresspiegel im Nordosten der Vereinigten Republik Tansania nahe der Landesgrenze zur Republik Kenia im sogenannten Kilimanjaro-Massiv herausragenden Kibo, was auf Swahili „der Helle“ bedeutet. Nach seiner dokumentierten Erstbesteigung durch den deutschen Afrikaforscher Hans Meyer und den österreichischen Alpinisten Ludwig Purtscheller in Begletung des einheimischen Führers Yohani Kinyala Lauwo am 06. Oktober 1889 wurde die höchste Erhebung des freistehenden Kraterrandes als „Kaiser-Wilhelm-Spitze“ getauft.

Wie kommt man von Europa nach Tansania bzw. genauer zum Kilimanjaro International Airport nach Arusha (JRO)? Direktflüge werden nur von Edelweiss Air aus Zürich oder KLM aus Amsterdam angeboten. Bleiben als weitere Umsteigeverbindungen die üblichen Netzwerk-Carrier Turkish Airlines via Istanbul oder auch Qatar Airways via Doha. Wir bevorzugten bei unserer Anreise, wer hätte es gedacht, den afrikanischen Platzhirsch Ethiopian Airlines mit bei einem Flugzeugwechsel in Addis Abeba Ankunft zur Mittagszeit. Nach Erlangung eines Visa on arrival für 50 € each einschließlich Kontrolle des Status unserer Gelbfieberimpfungen freundliches „Karibu – Willkommen“ bei Abholung durch unseren Guide David, seinem Assistenten Omari sowie dem Koch Robert in einer Stunde privater Transfer über knapp 50 Kilometer nach Arusha zu unserem Boutique Hotel. Hier erfolgte dann gleich noch das Briefing zur auf sechs Routen möglichen Besteigung des Kilimanjaro, bevor wir den Rest des Tages in 1.387 Meter Höhe zur Akklimatisation zur Verfügung hatten.

Erster Expeditionstag: Nalemoru Gate (2.020 m) – Simba Camp (2.671 m)

Wir frühstückten gepflegt im Hotel, bevor es mit unterwegs Komplettierung unserer elf Mitglieder umfassenden Begleitmannschaft in Richtung des kleinen Bergdorfes Marangu ging. Hier am Gate Erledigung der Formalitäten und Weiterfahrt östlich am Berg vorbei zum Ausgangsort der Rongai-Route Nalemoru mit dem gleichnamigen Gate. Interessant, dass sich die hier ansässigen Chagga sich und ihre Wohnhütten wegen der Nähe zum Amboseli Nationalpark und den dort lebenden Wildtieren mit hohen Lattenzäunen geschützt haben. Verteilung unseres Gepäckes auf die Träger. Am frühen Nachmittag, genau um 15:30 Uhr, nahm das Abenteuer Besteigung des Kilimanjaro mit den ersten 150 Höhenmetern auf einer gut ausgebauten Forststraße vorbei an den Feldern der Bergbewohner und durch Pinienwälder seinen Lauf. Ab einer Höhe von ca. 2.400 m veränderte sich die Landschaft in eine Heide- bzw. Moorlandzone, Baumheide (Erica arborea), Gräser, Moose und Sumpfflächen prägten die Natur. Nach drei Stunden Aufstieg, den ersten fünf Kilometern sowie einem bewältigten Höhenunterschied von 651 Metern erreichten wir mit dem Simba Camp auf 2.671 Meter um halb sieben das Tagesziel. Außerdem wurde erstmals eine Modifizierung des Aufstiegs gegenüber dem ursprünglichen Plan bereits am Tag VIER besprochen, welche uns mehr Zeit am Tag selbst verschaffte.

Zweiter Expeditionstag: Simba Camp (2.671 m) – Third Cave (3.800 m)

Der neue Tag begrüßte uns mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang, bevor es nach dem Frühstück durch Heide- und Moorland weiter nach oben ging. Die Steigung deutlicher spürend als am Vortag wurden ab einer Höhe von 3.200 Metern die Bäume niedriger und es sind erste Feldformationen anzutreffen; bei Aufbruch um 08:15 Uhr erreichten wir nach drei Stunden und dreißig Minuten bzw. acht Kilometern nach zuvor passieren der ersten der drei früher den Trägern als Unterschlupf dienenden Rongai-Höhlen auf 3.450 m AMSL Nr. Zwei. Hier Mittagspause und Entscheidung, auch noch drei Kilometer weiter bis zur Third Cave auf 3.800 m Höhe leider längere Zeit begleitet durch Hagelschauer in gut zwei Stunden zu gehen. Um 17:00 Uhr hatten wir bei nicht ganz sechs Stunden Gehzeit elf Kilometer sowie einen Höhenunterschied von 1.129 m bewältigt und freuten uns auf das Dinner.

Dritter Expeditionstag: Third Cave (3.800 m) – Kibo Hut (4.720 m)

Dieser dritte Abschnitt der Kili-Besteigung führte über einen neun Kilometer lang gezogenen Teil des Kibo-Sattel, wo man über einen teilweise steinigen, aber gut ausgebauten Bergweg aufgrund der ab 4.000 Metern deutlich dünner werdenden Luft nur langsam an Höhenmetern gewann. Neben einem grandiosen Panorama auf den sich vor uns auftürmenden Kibo befanden sich am Wegesrand auch noch einige Felsbrocken sowie Steinmännchen, bevor vier nach vier Stunden Aufstieg mit einem Höhenunterschied von 920 m um 12:30 Uhr die Kibo Hut erwartete. Kurz nach Einnahme des Lunch schneite es dann, es war Zeit zum Relaxen und Kraft tanken vor dem Gipfeltag.

Vierter Expeditionstag: Gipfeltag – Kibo Hütte (4.720 m) – Uhuru Peak (5.895 m) – Kibo Hütte (4.720 m)

Mehr schlecht als recht geschlafen wegen der Aufregung und den zahlreichen anderen um Mitternacht aufbrechenden sowie dabei ganz schön lärmenden Gästen bekamen wir um 04:30 Uhr einen warmen Ingwer-Tee und einige Plätzchen. Auch mussten wir feststellen, dass es nicht nur in der Nacht immer wieder Schneeschauer gab, sondern auch beim Start Richtung Gipfel mit unseren Guides David und Omari um 05:15 Uhr bitterkalt schneite. Vorbei am Williams Point mit hier nach einem Viertel Distanz langsam aufgehendem Tag erreichten wir nach ungefähr zwei 1/2 Stunden die Hans-Meyer-Höhle auf 5.230 m Höhe. Mit jedem Schritt kamen wir dem Gipfel etwas näher, die Sichten waren aber wegen dem nur selten etwas aufreißenden Nebel äußerst bescheiden. In weiteren drei Stunden Gehzeit standen wir am Gillman’s Point auf einer Höhe von 5.685 Meter, womit wir offiziell die Besteigung des Kilimanjaros geschafft hatten. Das versprochene Farbenspiel der aufgehenden Sonne über dem Mawenzi fiel wetterbedingt leider aus. Der Weg führte uns jetzt zumindest in Gedanken am Rand des Reusch-Kraters vorbei zum Stella Point (5.756 m), bevor es entlang ging am Rebmann-Gletscher, der zumindest theoretisch von den Sonnenstrahlen in unterschiedlichste Farben getaucht wird. Nun gelangten wir zum Hans Meyer Point, von wo aus man das Gipfelschild des Uhuru Peak (Uhuru – Bedeutung in Swahili „Freiheit“ bzw. Peak – englisch „Gipfel“ = „Gipfel der Freiheit“) bereits kurz sehen konnte. Mit dem Ziel fest vor Augen galt es auch noch die letzten Meter am höchsten Punkt Afrikas zu meistern – um 12:50 Uhr war es geschafft, 5.895 m oder 19.341 ft; jedoch mussten wir uns den angeblich atemberaubenden Ausblick denken, weil ein hässlicher Schneegraupelschauer alles weitere verhinderte. Trotzdem erfolgten die obligatorischen Gipfelfotos. Über denselben Weg verließen wir schließlich den Gipfel wieder bis zum Gillman’s Point (40 Minuten) und weiter am Kraterrand zurück über ein riesiges Geröllfeld zur Kibo Hütte. Dort glücklich über unsere Leistung um dreiviertel vier erschöpft angekommen wartete nach einer Gesamtgehzeit mit Pausen von zehn Stunden und 30 Minuten bzw. 12 Kilometer mit einem Höhenunterschied von 1.175 m rauf und runter verdient unser Dinner.

Fünfter Expeditionstag: Kibo Hütte (4.720 m) – Horombo Hütte (3.720 m)

Wieder hatte es in der Nacht geschneit, wir ausgezeichnet geschlafen und wurden zudem am Morgen noch mit Blicken bei Sonnenschein sowohl auf den Kilimanjaro als auch den Mawenzi belohnt. Ab 09:15 Uhr ging es dann in drei Stunden über 1.000 Höhenmeter hinab anfangs auf guten Wegen aus staubiger Asche und später über felsige Steine vorbei an gewaltigen Senecien zur Horombo Hütte, wo es wieder ein fantastisches Lunch im Freien gab. Am Nachmittag 17 Uhr schließlich Auswertung unserer Expedition und vielmals dankend für das großartige Erlebnis der Gipfelbesteigung Entlohnung der aus elf Köpfen bestehenden Mannschaft (Chief-Guide David Pius (35) 180,00 US$, Assistant Guide Omari Mauly (28) 150,00 US$, Koch Robert Minta 120,00 US$, Waiter Lucas Erinest (Babuu – 34) 90,00 US$, Tent Crew Chef Idressa Masoud 90,00 US$ und sechs Porter jeweils 60,00 US$ = 990,00 US$). Dabei wurde ein kleines Ständchen geboten und alle waren zufrieden.

Sechster Expeditionstag: Horombo Hütte (3.720 m) – Marangu Gate (1.879 m)

Unser letzter Tag am Berg nach fast eisiger Nacht begann nochmals mit einem heißen Tee und Porridge, bevor wir unseren Abstieg über die Marangu-Aufstiegsroute fortsetzten. Dabei konnte eine zunehmend wieder artenreichere Landschaft mit weiteren Senecien als botanische Besonderheit des Kilimanjaro beobachtet werden, Erreichen des Mandara Hut auf 2.720 m AMSL nach elf Kilometern bzw. drei Stunden und vierzig Minuten sowie nach einer kurzen Pause nochmals 841 m abwärts über acht km in gut 2 1/2 h zum Ziel. Unsere Gesamtgehzeit für die 19 km durch Moorland und Regenwald mit dabei einem zu bewältigendem Höhenunterschied von 1.841 m betrug mit Pausen sechs Stunden und 30 Minuten, bevor wir am Nachmittag kurz vor zwei Uhr das Marangu-Gate erreichten. Hier erhielt jeder nach insgesamt bewältigten 65 km, 3.875 m aufwärts und 4.016 m abwärts bzw. 33 Stunden Laufen seine verdiente Urkunde und es ging mit dem Fahrzeug bei unterwegs Einladung der Mannschaft zum Bier 123 km zurück zur Unterkunft. Von dort dann am nächsten Tag Weiterfahrt zu verschiedenen Nationalparks, worüber gesondert berichtet wird.

Das von uns vor und nach der Kibo-Besteigung in Arusha quasi als Ausgangsbasis für unsere dreigeteilte Reise gewählte Hotel mit nur 22 Deluxe Double Rooms war das fantastische „The African Tulip“ (www.theafricantulip.com) mit seinem ebenso klasse „The Baobab Restaurant“. Hier akzeptierte man auch eine Zahlung mit Kreditkarte, während unsere Begleit-Crew am Berg verständlicherweise den US-Dolar bevorzugte und alle weiteren Ausgaben entlang des Weges cash in Tansania-Schillingen beglichen werden mussten.

Fazit:

Das Gefühl, mit dem technisch nicht sehr anspruchvollen, aber von seiner Höhe herausfordernden Uhuru Peak aus eigener Kraft erfolgreich einen der auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Seven Summits geschafft zu haben, ist unbeschreiblich. Hierzu bedurfte es jedoch einerseits einer äußerst engagierten Begleitmannschaft, der wir mit allem Respekt herzlich danken möchten und andererseits einer ebenso professionellen logistischen Unterstützung im Vorfeld, während sowie auch im Nachgang unserer Expedition – ein aufrichtiges Dankeschön Annette und Adili Sirikwa (Empfehlung: www.safari-experts.de).

Einige interessante Angaben zum Land:

Offizielle Bezeichnung: Vereinigte Republik Tansania

Kontinent: Afrika

Staats- und Regierungsform: förderale präsidentielle Republik  

Hauptstadt: Dodoma

Größe: 945.087 km²

Einwohnerzahl: 61,4 Millionen

Offizielle Landessprache: Swahili und Englisch

Währung: Tansania-Schilling (TZS)

Flagge:



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