In dieser früheren portugiesischen Kolonie nördlich von vormals Deutsch-Südwestafrika, seit 1975 eng mit dem Namen von Dr. Antonio Agostinho Neto, dem sehr verehrten ersten Präsidenten des Landes verbunden unabhängigen und danach bis 2002 von einem langjährigen Bürgerkrieg gezeichneten Land konnten wir in nur einer Woche zahlreiche Highlights besuchen, die es wirklich lohnt, persönlich zu entdecken.
Nach der Landung mit einem dreimal in der Woche angebotenen Lufthansa-Nachtflug auf dem aktuell noch in Betrieb befindlichen alten Airport „Quatro de Fevereiro“ mitten in der Hauptstadt (der neue, natürlich nach Neto benannte, 40 km außerhalb gelegene, Flughafen wird derzeit im Rahmen eines Probebetriebes nur für Frachtflüge genutzt), begann bereits um sieben Uhr am Morgen unsere Citytour mit Erkundung des historischen Zentrums des 1575 hier von den Portugiesen gründeten São Paulo de Loanda, der heutigen Stadt Luanda. Dabei besuchten wir viele Sehenswürdigkeiten und begannen an der Strandflaniermeile Ilha do Cabo mit Copacabana-Flair.
Weiter ging es dann zum Denkmal für die gefallenen unbekannten Soldaten, zur Kathedrale Nossa Senhora dos Remédios, zum Schiffsfriedhof auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht, etwas auswärts gelegen zum Sklavereimuseum und dem Kunsthandwerksmarkt.





Hiernach stand der Besuch des Mausoleums des ehemaligen Präsidenten, Antonio Agostinho Neto, im Volksmund „Rakete“ genannt, auf dem Programm, bevor es zu der über der Stadt thronenden ersten Verteidigungsanlage, der in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommenen Festung São Miguel Angolas ging. Den krönenden Abschluss bildete der kuriose Palácio de Ferro, eine wohl ursprünglich für Madagaskar gedachte, Tropenvilla aus der Werkstatt von Gustave Eiffel.




Am zweiten Tag Fahrt in östliche Richtung über teils gewöhnungsbedürftige Straßen, die keine sind, durch die Bengo-, Nord-Kwanza– bzw. Malanje-Provinz mit einem kurzen Zwischenstopp am Botanischen Garten in der Gegend von N’dalatando, bis wir nach knapp 400 km am Lucala-Fluss die Kalandula-Wasserfälle erreichten. Die mit einer Höhe von 105 Meter und einer Breite von 400 Meter gewaltigen Quedas de Kalandula (früher Quedas do Duque de Bragança) wirkten dabei auf uns wie eine kleine, nicht minder beeindruckende, Schwester der Victoriafälle. Mit tollem Blick auf das Naturschauspiel der rauschenden Wassermassen erkundeten wir die Fälle beim Hinabsteigen durch tropisches Grün zum Grund (return 85 Minuten).



Dann stand am zeitigen Morgen ein Abstecher zu den Pedras Negras do Pungo Andongo an. Diese „Schwarzen Steine“, eine Traumlandschaft von bis zu 200 m hohen Inselbergen mit geradezu mystischer Aura, die bereits 1854 den Schottischen Entdecker sowie Missionar, David Livingstone, schwer beeindruckten, waren ein Schauplatz des von der damaligen angolanischen Königin, Rainha Ginga, angeführten Widerstands gegen die Eroberer aus Portugal. Nach Auflösung des Morgennebel bei friedlicher Ruhe einfach geniessen einer fantastischen Aussicht von diesen und auf diese Felsen.

Wieder zurück in Luanda flogen wir mit der einheimischen Fluggesellschaft TAAG in rund 80 Minuten mit einer De Havilland (Bombardier) DHC-8 Dash 8-400 durchaus komfortabel nach Lubango, der zweitgrößten Stadt Angolas.
Dort startete am Tag darauf wieder auf teilweise sehr holprigen Pisten der Teil unserer Reise zu den ganz im Südwesten nahe an der Grenze zu Namibia noch halbnomadisch lebenden Stämmen der Himba. Unterwegs erster Halt bei Mitgliedern des Makaona-Tribes (schwarze Himba). Diesebesitzen Rinder, tragen Perlenschmuck und ehren ihre traditionellen Heiler. Ihre Frisuren unterscheiden sich von anderen Stämmen. Jede dieser melanesischen Tribes ähnelnden, ausgesprochen schönen Afro-Frisuren ist ein kleines Kunstwerk sowie ein Unikat dieses afrikanischen Stammes.



Am Nachmittag endlich angekommen in dem kleinen Ort Oncocua mitten in den Bergen auf ca. 1.100 m Meereshöhe mit noch rund 20 aus der portugiesischen Kolonialzeit der 1940er Jahre stammenden Häusern, der mit lediglich ein paar hundert Einwohnern sogar Kreisstadt ist, mussten wir beim Immigration-Officer umständlich eine Datenerfassung über uns ergehen lassen bzw. in Vertretung des Soba oder „Ältesten“, in ländlichen Gebieten ursprünglich eine Person der traditionellen politischen Hierarchie, bei der First Lady um eine Erlaubnis zum Besuch bitten, bevor eine kurze Erkundungsfahrt zum lokalen Markt, hier versammeln sich die verschiedenen Stämme der Umgebung, um selbst gebrauten Alkohol und Dinge des täglichen Bedarfes und Lebensmittel zu kaufen bzw. zu tauschen, folgte. Interessant, dass das Kreuz des Südens in der Nacht genau über dem ca. 500 Meter hohen gleichnamigen Berg Oncocua sozusagen direkt vor der Haustür seine Position hatte.

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Eintauchens in die Stammeskultur der verschiedenen, hier wohnenden, traditionellen Bantu-Stämme mit ihren noch weitgehend unberührten Ökosystemen. Erst führte uns der Weg zu der kleinen ethnischen Gruppe der Tua oder Vátua, die als Jäger bzw. Sammler ruhig, jedoch eher schlecht in den heiligen Bergen um Oncocua leben, aber in ihren Gesichtszügen auch den Stolz von Himba zeigen. Dann ging es zu der Volksgruppe der Muhimba – diese nicht isoliert auch im Nachbarland Namibia lebenden und Kontakte zur Außenwelt pflegenden, ihre Haut mit tierischem Fett und rotem Puder einreibenden, Viehzüchter zählt man zu den reichsten Stämmen des Landes. Mit einem kleinen Halt zum Verzehr eines an der Straße gebratenen angolanischen Broilers erreichten wir nach gut sechs Stunden wieder Lubango.


Ein weiterer Höhepunkt war dann am sechsten Tag von Lubango aus der Abstecher nach Westen, wo es über atemberaubende Serpentinen der Serra da Leba in die Provinz Namibe ging. Am Straßenrand unterwegs trafen wir auf Bier trinkende Frauen vom Stamm der Mucubal mit ihren typischen Kleidern und fehlenden unteren zwei bzw. speziell geschärften oberen zwei Frontzähnen. Dann sehen wir in der Namib-Wüste zahlreiche, dort endemisch bereits seit 112 Millionen Jahren auf der Erde wachsende, nacktsamige Welwitschie-Pflanzen. Als nächstes ging es in einer fast unwirtlichen, trostlosen Gegend zum Arco-See, einer nach seinen beiden Sandsteinbögen benannten Süßwasseroase mit einer hier u. a. beheimateten Kolonie von Flamingos. Anschließend Stippvisite in Colinas im Red Rock Canyon mit seinen überaus beeindruckenden Steinformationen, bevor wir zum Schlafen zurück nach Moçamedes in die Provinzhauptstadt fuhren.





Der vorletzte Tag war noch einmal vollgestopft mit Aktivitäten. Auf dem Rückweg nach Lubango zunächst Besuch von Stammesangehörigen des Nguendelengue-Tribes mit wieder einer anderen Haarkultur bzw. anderem Kopfschmuck. Ein Erlebnis war nahe Bibala auch die einzige Zugankunft des Tages. Weiter ging es auf Serpentinen der Serra da Leba hinauf zu einem Aussichtspunkt. Nächster Halt dann an der auf Lubangos höchsten Punkt 1957 gebauten Cristo Rei, eine der vier weltweit größten Christusfiguren.

anach Stopp in Chibia, wo wir einige Mitglieder des Mumuila-Stammes trafen. Die Bantu sprechenden Mumuila betreiben Ackerbau und Viehzucht. Einfache Mumuila-Frauen schmücken ihr Haar reichlich mit Ton und Glasperlen und tragen dicke Halsketten aus Weichtieren bzw. Perlen, die ihren Familienstand sowie sozialen Status anzeigen. Letzter Programmpunkt am Rande der Serra da Leba die Tunda Vala-Lücke. Nach einem zeitigen Abschiedsessen im Restaurant „Katedral“ Abendflug mit TAAG in die Hauptstadt.


Nach noch einmal einer komfortablen Übernachtung im Zentrum von Luanda hieß es Abschied nehmen von einem wirklich wunderschönen Land und die Heimreise mit der von uns geliebten Ethiopian Airlines über Addis Abeba nach Frankfurt/Main mit täglichen Rotationen anzutreten.
Abschließend noch ein Wort zu den Unterkünften vor Ort: in Luanda selbst ist die Auswahl eigentlich riesig und hält von ganz einfach bis luxuriös alles bereit, nur sollte man den Sicherheitsgedanken in einer Großstadt bei seiner Wahl nicht außer Acht lassen – wir wählten genau aus diesem Grund die zur portugiesischen Sana-Kette gehörende 5*Unterkunft „EPIC SANA Hotel Luanda“ in bester Innenstadtlage und wurden nicht enttäuscht (www.sanahotels.com). Unsere weiteren Herbergen waren in Kalandula die „Lwenze-Lodge“ mit im Haupthaus neun sauberen Zimmern mit warmer Dusche, Klimaanlage und kleinem Kühlwürfel (www.lwenze.ao), in Lubango einmal etwas außerhalb gelegen das auf 200 Hektar stilvoll in den vorhandenen Bewuchs mit auch großen Steinen sowie teilweise frei laufenden Tieren integrierte „Pululukwa Resort & Spa“ mit vorzüglichem Essen (www.pululukwa.co.ao) und beim zweiten Aufenthalt das als Oase in der Stadt in einen wunderschönen Garten eingebettete „Casper Resort“ (www.casperlodge-lubango.com), in Oncocua ein ganz einfaches Guesthouse mit einer Schöpfdusche und ebensolcher Toilette sowie in Moçamedes das am Rande der Stadt eher für touristische Gruppen gedachte, etwas steril ohne jeglichen Charme fast geisterhaft wirkende, „Yona Hotel“ (reservas.namibe@yona-hotels.com).


Gastronomisch nutzten wir außer einmal in Lubango und in Moçamedes meist die Restaurants unserer Unterkünfte, wo man eine ordentliche Auswahl an frisch zubereiteten Speisen der angolanischen bzw. portugiesischen, aber auch internationalen Küche mit oft frischem Fang aus dem Meer, Fleisch vom Rind, Schwein, Ziege und Hühnchen sowie neben meist Wein aus Portugal und Südafrika das wohlschmeckende einheimische Cuca-Bier auch gezapft servierte.
Während in vielen Lokalitäten in den Städten eine Zahlung mit internationalen Kreditkarten völlig problemlos möglich war, konnte außerhalb verständlicherweise nur Cash mit Kwanza bezahlt werden.
Fazit:
Für uns als ausgesprochene Fans des afrikanischen Kontinents verdient die Republik Angola unbedingt eine größere Beachtung als Reisedestination, selbst wenn die Anreise und ebenso das sichere Umherkommen im Land mit deshalb sinnvoller professioneller Unterstützung (Empfehlung: www.pa-angola-tourism.com) durchaus ihren Preis hat. Vielleicht kommen auch wir einmal zurück, wenn es gelingt, die gleichfalls zum Land gehörende, von der Republik Kongo bzw. der Demokratischen Republik Kongo im Norden umschlossene, Exklave Cabinda zu befrieden und eine Gruppe der dort lebenden Flachlandgorillas zu habituieren.
Einige interessante Angaben zum Land:
Offizielle Bezeichnung: Republik Angola
Kontinent: Afrika
Staats- und Regierungsform: präsidentielle Republik
Hauptstadt: Luanda
Größe: 1.246.700 km²
Einwohnerzahl: 35,59 Millionen
Offizielle Landessprache: Portugiesisch
Währung: Kwanza (AOA)
Flagge und Wappen:

