Gibraltar – Nicht nur der Affenfelsen von Europa

Stolze 426 Meter ragt der unverwechselbar das Erscheinungsbild der britischen Kronkolonie Gibraltar an der Ostseite der Bucht von Algericas prägende Kalksteinmonolith, besser bekannt als der „Affenfelsen“ oder „The Rock“, auf einer Landzunge an der spanischen Südküste in den Himmel. An einem verlängerten Wochenende im Mai 2025 wollten wir eigentlich schon mehrere Jahre geplant herausfinden, ob sich der Besuch der nur 6,5 Quadratkilometer großen Enklave des Vereinigten Königreiches lohnt. Mit dem Flugzeug lässt sich das Überseeterritorium von Frankfurt/Main mit zwei täglichen Rotationen von British Airlines über London-Heathrow oder auch mit den von dem Billigflieger easyJet durchgeführten Verbindungen von London-Gatwick, Manchester bzw. Bristol erreichen; alternativ bleibt natürlich die Einreise über das Festland aus dem Königreich Spanien sowie last but not least auf dem Seeweg. Letzterer verbindet übrigens über die Meerenge „Straße von Gibraltar“ in nicht einmal 14 Kilometern Europa mit dem afrikanischen Kontinent.

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: aufgrund von unberechenbaren Windscherungen war eine Landung auf dem kleinen, direkt am Anfang der Halbinsel befindlichen, Airport, dessen Start- und Landebahn auf der westlichen Seite bis ins Meer hineinragt, auch nach einem go around bei unserem Besuch nicht sicher möglich, so dass sich der Flugkapitän entschied, auf den gut 100 km entfernten spanischen Flughafen Málaga auszuweichen. Von dort wurden wir nach einer Wartezeit von drei Stunden mit zwei Reisebussen in 90 Minuten zur Grenzstation nach Gibraltar gebracht. Hier vollkommen unkomplizierte Einreiseformalitäten mit lediglich einer Passkontrolle. Danach ging es zu Fuß quer auf der direkt über den Platz verlaufenden, bei meist nur vier oder fünf täglichen Flügen bei Flugbewegungen geschlossenen Winston Churchill Avenue auf direktem Weg in nur wenigen Minuten zu unserer gebuchten und unbedingt empfehlenswerten Unterkunft an der Promenade des Ocean Village. Bei dem „Sunborn Gibraltar“ handelt es sich um das weltweit erste, als ein Luxus-Kreuzfahrtschiff gebautes, jedoch nie als solches gefahrenes, an der Marina dauerhaft verankertes, 5*Yachthotel (www.sunborngibraltar.com).

Hotel „Sunborn Gibraltar

Am nächsten Tag startete unser straffes Besuchsprogramm durch den Stadtstaat vorbei an den 1817 von den Briten gebauten Kasematten, der nach einer schweren Beschädigung des Gebäudes ab 1810 wieder aufgebauten römisch-katholischen Kathedrale St. Mary the Crown, der seit 1728 offiziellen Residenz des Gouverneurs von Gibraltar, ursprünglich einem 1531 durch Franziskanermönche errichteten Kloster sowie dem Südhafentor von 1883 mit dem Gang zur 1966 von einem schweizerischen Hersteller von Kabelwagen errichteten „Cable Car“ (19,00 £ für Erwachsene, 17,00 £ für Senioren ab 65 Jahre plus jeweils 30,00 £ Eintritt „Nature Reserve“). Nach nur sechs Minuten Fahrt mit durchaus beeindruckenden Blicken gelangt man zur 412 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Bergstation, von wo man perfekt seine individuelle Erkundung des Felsen mit den dort frei lebenden, wahrscheinlich aus Marokko stammenden, zur Gattung der alles fressenden Makaken gehörenden, heute eine Population von 240 bis 300 umfassenden, schwanzlosen Berberaffen als vielleicht wichtigste Sehenswürdigkeit beginnen kann.

Kasematten (1817)
Kathedrale St. Mary the Crown (1810)
Residenz des Gouverneurs (1728)
Südhafentor (1883)
„Cable Car“ (1966)
Berberaffe (Macaca sylvanus)

Auf dem Gipfel angekommen, genossen wir natürlich als erstes den einmaligen Blick ebenso vom in 340 m Höhe befindlichen, mit 30 Tonnen Stahl und Felsankern gesicherten, Skywalk mit Boden- und Brüstungselementen aus jeweils vier Schichten Verbundglas mit einer Gesamtdicke von ca. 4,2 cm auf zwei Kontinente, zwei Meere und drei Länder. Dann ging’s talabwärts in die Tropfsteinhöhle St. Michaels Höhle mit ihren teilweise bizarren, mit Licht animierten, Kalksteinfelsformationen, deren größte Kammer wegen ihrer besonderen Akustik regelmäßig auch für Theater- und Musikveranstaltungen genutzt wird. Von dort liefen wir auf dem Royal Anglian Way zur 71 Meter langen, eine 50 m tiefe Schlucht überspannende, Windsor-Hängebrücke zwischen zwei Artilleriebatterien aus dem Zweiten Weltkrieg.

Blick auf das Zentrum, die Marina und die Start- und Landepiste des Flughafen
Panorama mit „The Rock“
Skywalk
St. Michaels Höhle

Wieder an der Talstation zurück, bietet sich der Besuch der 1816 eröffneten botanischen Gärten Gibraltars, der Alameda-Gärten, mit der Denkmalsäule des General Elliot und u. a. Pinien, dem wilden Olivenbaum bzw. dem Drachenbaum geradezu an. Am Nachmittag stand dann noch ein Abstecher zu der eindrucksvollen, 1882/1883 gelieferten, 100-Tonnen-Kanone auf dem Programm. Trotz bei insgesamt 16,2 Kilometern und zurückgelegten 23.888 Schritten blieb mit müden Beinen keine Zeit mehr für eine Visite der sicher ebenfalls sehenswerten „Tunnel der Großen Belagerung“ (Great Siege Tunnels), Tunnel des II. Weltkrieges, des prächtigen Gorham-Höhlengeländes, der Säulen des Herakles oder jedoch des Europa-Point mit Sicht auf die afrikanische Küste.

Alameda-Gärten (eröffnet 1816)
100-Tonnen-Kanone (1882/1883)

Verpflegungstechnisch hat man eine recht große Auswahl an Möglichkeiten in verschiedenen Küchen und Preisstufen; wir entschieden uns am ersten Abend für das angesagte „Biancas Bar & Restaurant“ direkt an der Promenade vom Sporthafen und wurden auch am zweiten Tag weder bei einem Drink an der Aqua-Bar am Pooldeck noch beim mehrgängigen Dinner im Restaurant „Gastro-Bar“ unserer Unterkunft enttäuscht. Gezahlt werden konnte cash mit britischen bzw. Gibraltar-Pfund oder fast überall mit gängigen Kreditkarten.

Fazit:

Die kurze Visite in dem seit 1704 britischen Überseegebiet Gibraltar am südlichen Zipfel des europäischen Kontinents war für uns eine sehr lohnenswerte Bereicherung, weil hier auf einem relativ kleinen Gebiet Geschichte auf Lebensweise trifft. Hoffen wir, dass die Legende, die besagt, dass die britische Herrschaft hier endet, sobald der letzte Affe den Felsen verlässt, noch etwas auf sich warten lässt.

Blick auf die Marina und den Airport
Weg über die Flughafenpiste
Kontrollturm der Royal Air Force
Airport-Terminal (GIB)
View auf unsere Unterkunft mit Marina
Tschüss „Affenfelsen“

Einige interessante Angaben zum Land:

Offizielle Bezeichnung: Stadtstaat Gibraltar

Kontinent: Europa

Staats- und Regierungsform: Britisches Überseegebiet 

Hauptstadt: Gibraltar

Größe: 6,5 km²

Einwohnerzahl: 0,035 Millionen

Offizielle Landessprache: Englisch 

Währung: Gibraltar-Pfund (GIP)

Flagge: