Nach sieben Expeditionen auf der zweitgrößten Insel unserer Erde – Neuguinea – stand das größte Pendant schon länger auf unserem Plan. Wie so oft, begann die Reisevorbereitung mit der Prüfung möglicher und vor allem auch bezahlbarer Flugverbindungen. Von Europa bzw. Deutschland boten sich dabei eigentlich nur zwei sinnvolle Alternativen an: über die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit air greenland (www.airgreenland.com) und einer notwendigen Zwischenübernachtung oder mit dem isländischen Nationalcarrier Icelandair (www.icelandair.com) mit Umstieg am Hub Reykjavik-Keflavik (KEF). Wir wählten die zweite Variante und starteten am frühen Nachmittag in Frankfurt/Main (FRA) mit einer Boeing B737-900Max mit nordöstlichem Heading in reichlich drei Stunden zunächst nach Island, von wo es nach einem Wechsel des Fluggerätes in noch einmal fast genau zwei Stunden mit einer Boeing B737-800Max in die grönländische Hauptstadt Nuuk (GOH) mit ihren knapp 20.000 Einwohnern weiterging. Angekommen auf dem erst im November 2024 neu eröffneten Flughafen brachte uns ein Transferbus ohne jegliche Kontrollen ins Hotel im Stadtzentrum.



Am nächsten Morgen dann erste Besichtigungen in der sehr sehenswerten Altstadt mit u. a. der Erlöserkirche, dem Hans-Egede-Denkmal und der Skulptur „Mutter des Meeres“, bevor wir in der Mittagszeit wieder zurück zum Airport für unseren Inlandflug mit Air Greenland über Aasiaat nach Ilulissat aufbrechen mussten.









Nach Abholung durch den gut organisierten Hotel-Shuttle und CheckIn konnten wir bei blauem Himmel die fantastische Aussicht sowohl auf die beeindrucke Disko-Bucht mit ihren zahlreichen Eisbergen als auch die Stadt selbst mit ihren bunten Häusern genießen.






Der Tag drei war der aktiven Erkundung der Umgebung vorbehalten. Nach dem Frühstück Aufbruch zunächst zum 2021 eingeweihten Icefjord Centre etwas am Rande der 5.000-Einwohner-Stadt gelegen. Das von der Architektin Dorthe Mandrup entworfene Bauwerk erinnert in seiner Form etwas an eine fliegende Schneeeule. Vom begehbaren Dach des auffallenden Gebäudes kann man aus der Vogelperspektive den Ausblick auf die umliegende Sumpflandschaft genießen. Von dort wanderten wir dann auf Holzstegen zum Schutz der empfindlichen Vegetation erst etwa einen Kilometer hinab in Richtung der ehemaligen Inuit-Siedlung Sermermiut, bevor es auf einem etwas längeren „Spaziergang“ auf und ab über teilweise felsiges Gestein sowie auch modrige Wege am alten Friedhof entlang zur Kapspitze Kingittoq mit immer wieder fantastischen Ausblicken auf den Fjord und auch die Stadt am Kraftwerk vorbei wieder zurück zur Unterkunft. Am Ende des Tages standen nach sechs Stunden 26.306 Schritte bzw. 15,1 Kilometer auf unserem Aktivitätenzähler.

















Ein Besuchs-Highlight erwartete uns am nächsten Tag. Nach kurzem Fußmarsch zum Halibut Ponton Harbour ging es mit Geschwindigkeiten von bis zu 32,3 kt per Boot über 75 km oneway durch teilweise mehr als haushohe Eisberge in nördliche Richtung zum majestätischen Eqi-Gletscher. Dieser ist rund 3,5 km breit und wandert ca. 40 m am Tag. Am Ziel angekommen, wurden unsere Schiffsmotoren abgestellt, damit man das Abbrechen der Gletscherbrocken von der Gletscherwand bzw. das Zerbrechen des Eises in einer unglaublichen Kakophonie hautnah hören konnte. Nach dem Genießen dieser fantastischen Augenblicke ging es zurück in Richtung Süden nach Ilulissat, wobei es uns auch noch gegönnt war, zumindest einen Wal mit seiner so charakteristischen Fluke zu sehen.








Nach einem Transfer-Tag zurück nach Nuuk stand am sechsten Aufenthaltstag mit einer Wanderung rund um Nuuk`s 443 Meter hohen Hausberg Quasussuaq oder dänisch Lille Marlene bei durchwachsener Witterung wieder etwas körperliche Betätigung auf der Agenda. Los ging’s mit der Buslinie Nr. 3 (jeweils 20,00 DKK) zum Flughafen, von wo wir nördlich der Gebäude einer erst mit grünen, dann mit blauen Zeichen gut markierten Spur in die Landschaft folgten. Dabei lud uns immer wieder ein atemberaubender Panoramablick in die Fjordlandschaft sowie, soweit die Wolkenuntergrenze dies zuließ, die gegenüberliegenden majestätischen Gebirge ein. Passiert wurde zunächst das architektonisch recht gelungene Gefängnis, bevor wir nach rund einem Kilometer an Klippen vorbeikamen. Danach galt es an üppiger Heide sowie einem Wasserfall vorbei einen kleinen Fluss zu überqueren. Angelangt an einem ersten See stieg der Weg bis auf 271 m Meereshöhe an. Der weitere Marsch führte uns entlang dem Trinkwassersee Qallusuag mit klarem, tiefblauen Wasser zu einer Stelle mit einer herrlichen Aussicht auf die Bucht bzw. den neuen Stadtteil Qinngorput. Nach etwas mehr als vier Stunden Marsch über 12,3 km mit 20.347 Schritten auf unbefestigten Wegen angekommen an der Bushaltestelle der Linie Nr. 1 Rückfahrt ins Stadtzentrum. Unbedingt angemerkt sollte an dieser Stelle, dass diese wunderbare Tour mit einigen steilen Passagen auch für durchschnittlich trainierte Traveller problemlos machbar ist, man jedoch wegen der notwendigen Durchquerung von doch einigen Wasserläufen und der Beschaffenheit des Geländes Gummistiefel mit gutem Profil als Ausrüstung wählen sollte.














Unverhofft upgegradet hieß das erste Ziel auf der Boosfahrt am vorletzten Tag Kapisillit, eine ab 1927 entstandene Siedlung ca. 75 km westsüdwestlich von Nuuk gelegen mit in den 1950iger Jahren aufgrund der damals reichen Fischgründe zeitweise bis zu 1.000 Bewohnern.






Weiter ging’s zum Icefjord, der seine mehr oder weniger großen Eisberge von zwei Gletschern erhält.






Schließlich erreichten wir Qoornoq, eine etwa 50 Kilometer von Nuuk entfernte, Mitte des 19. Jahrhunderts an der Stelle eines alten Wohnplatzes gegründete Gemeinde. Dort ganz in der Nähe fanden sich jahrtausendealte Spuren der Paläo-Eskimos, den ersten Bewohnern des Landes. Die hiesige Bevölkerung jagte hauptsächlich Rentiere, Robben bzw. Füchse; es ist überliefert, dass die Einwohner übermäßig europäisch waren, viele hatten blaue Augen, blondes Haar und waren ausgesprochen groß gewachsen. Interessant ist außerdem, dass 1952 nirgendwo in Grönland so viel Fisch gefangen wurde wie in Qoornoq – auf einen Fischer kamen im Mittel 16.727 kg. 1960 lebten in der Siedlung 260 Menschen, danach wurden es wegen der Konzentrationspolitik bis zur offiziellen Aufgabe des Ortes 1974 jedes Jahr weniger. Noch heute ist der Ort sehr gut erhalten, da die alten bunten Gebäude im Sommer als Ferienhäuser genutzt werden. Sehen kann man neben den Ruinen der ehemaligen Fabrikgebäude noch Gleisreste des Qoornoq X-press, einer von Hand geschobenen Werkbahn für den Fischtransport im Ort mit einer Spurweite von 600 mm. Rückkehr durch den wunderschönen Fjord spät nachmittags sowie Abschiedsessen noch einmal über den Dächern von Nuuk im fantastischen „A Hereford Beefstouw“.















Bei einem am Ende wenigstens für zwei Stunden gewährtem late CheckOut (üblich ist im Lande allgemein lediglich 10:00 Uhr) blieb am Nachmittag noch reichlich Zeit, in der Stadt bei blauem Himmel zu schlumpern und ein letztes Bier im Brauhaus zu genießen, bis der Flughafen-Shuttle uns für den Rückflug mit Icelandair wieder zum Airport brachte.





Bleibt noch eine Information zu den von uns als perfekte Ausgangsbasis jeweils für die Aktivitäten vor Ort genutzten Unterkünfte: in Nuuk war es das „Hotel Hans Egede“ mitten im Stadtzentrum (www.hhe.gl) und in Ilulissat das für seine Lage bzw. den freien Ausblick auf die Disko-Bucht prädestinierte „Hotel Arctic“ (www.hotelarctic.com).



Zum Thema Verpflegung kann gesagt werden, dass das in beiden Hotels jeweils inkludierte Frühstück stets einen kraftvollen Start in den Tag ermöglichte. Wegen der Distanzen zu möglichen Alternativen blieben wir auch zum Abendessen meist in den Restaurants der Unterkünfte und wählten hier in Ilulissat im Restaurant „Ulo“ das grandiose grönländische Büffet mit u. a. Lamm, Moschus, Rentier, Ribeye, Kabeljau, Lachs, Shrimps, Riesengarnelen bzw. Eismeerkrabben und vielen Beilagen bzw. in Nuuk im Steak-Restaurant „A Hereford Beefstouw“ à la carte ebenfalls nur hier ursprüngliche regionale Speisen. Absolut lohnenswert für einen Tagesausklang war für uns in der Landeshauptstadt ebenso das urige „Godthaab Bryghus“ mit seinen lokalen Bieren und Countrymusic im Background.









Gleichwohl es in entfernteren Gebieten keinesfalls schadet, etwas Cash in dänischen Kronen dabei zu haben, konnten wir die Bezahlung der in Anspruch genommenen Leistungen mit Ausnahme der Stadtfahrten mit den öffentlichen Bussen eigentlich überall problemlos bargeldlos abwickeln, wobei es mancherorts üblich war, für den Einsatz von Kreditkarten einen Extrabetrag aufzuschlagen.
Fazit:
Außerhalb eines Tagesausfluges im Rahmen einer Kreuzfahrt in nordische Gewässer steht die Destination Greenland sicher nur bei den wenigsten Globetrottern ganz oben auf der Liste – wir würden nach gut einer Woche und nur zwei besuchten Orten mit von dort einmaligen Exkursionen sagen, völlig zu Unrecht. Der Welt größte Insel bietet für den interessierten Traveller eine Vielzahl von Highlights, sei es zu Land oder auf dem Wasser. Ein auch längerer Besuch lohnt sich unbedingt!


Einige interessante Angaben zum Land:
Offizielle Bezeichnung: Grönland
Kontinent: Nordamerika
Staats- und Regierungsform: parlamentarische Monarchie mit Selbstverwaltung
Hauptstadt: Nuuk
Größe: 2.166.086 km² (im Vergleich Deutschland 357.022 km²)
Einwohnerzahl: 57.000
Offizielle Landessprache: Grönländisch und Dänisch
Währung: Dänische Krone (DKK)
Flagge und Wappen:
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